Büchertauschbörse im englischen Design

Einweihung Bücherbox

Nachbarschaftshilfe und Freundeskreis Ammersee/Windermere eröffnen an Mühlstraße Angebot für Leseratten

VON URSULA NAGL

Dießen – Dießen hat einen neuen Treffpunkt für Leseraten. Am Samstag wurde an der Mühlstraße Dießens erste Bücherbox eingeweiht. Damit sei man Teil einer durchweg erfreulichen Büchertauschbe- wegung, freute sich Dieter Hardt, Vorsitzender des Freundeskreises Ammersee/ Windermere – allerdings in einem ganz besonderen Ambiente, in einer nostalgischen englischen Telefonzelle.

Gemeinsam mit der Nachbarschaftshilfe hat der Verein während der Sommermonate das gusseiserne Telefonhäuschen an der Mühlstraße umgestaltet und mit Literatur gefüllt. Begeisterte Leser können ab sofort ihr durchgelesenes Lieblingsbuch einstellen und dafür ein anderes Buch mit nach Hause nehmen. Die Bücher können zurückgebracht oder auch behalten werden.

Frisch gestrichen in klassischem „royal red“, dem königlich-englischen Rotton, und ausgestattet mit einem neuen handgeschmiedeten Regal aus der Werkstatt von Schmiedemeister Walter Spensberger präsentiert sich das Schmuckstück nach seiner Nutzungsänderung seit Samstag allen Bücherfreunden, die zahlreich zur Ein- weihung vorbeikamen. Wie Dieter Hardt rückblickend berichtet, sei die öffentliche Telefonzelle anlässlich der englischen Woche im Jahr 2000 als gut sichtbares Zeichen der Freundschaft mit der Partnerstadt Windermere von England nach Dießen transportiert und unter großem öffentlichen Interesse aufgebaut worden. An die Sponsoren – überwiegend Geschäftsleute aus Dießen – erinnert ein frisch poliertes messingfarbenes Schild in der alten roten Telefonzelle.

Schon vor 17 Jahren ließ man sich die hübsche rote Telefonzelle immerhin 3000 Euro kosten. Sie stammt aus der Designedition des bekannten englischen Architekten Giles Gilbert Scott und wurde vermutlich noch in den 60er-Jahren als „telefonbox“ in England genutzt. Im Frühjahr wurde das öffentliche Telefon vom Netz genommen. „Heute telefonieren die Leute eben mit ih-rem Handy“, deshalb, so Hardt, habe man auf Anregung der Nachbarschaftshilfe, die einen passenden Ort für eine Bücherbox suchte, eine neue Nutzung gefunden.

Ein Dankeschön ging auch an die Gemeinde, die eine neue Beleuchtung für die Bücherbox finanzierte, die sich in der Dämmerung selbst ein- und ausschaltet. So kann man sich auch am Abend noch mit spannender Bettlektüre versorgen. „Hier haben alle Dießener die Möglichkeit, sich mit guten Lesestoff zu versorgen – jeden Tag und rund um die Uhr “, freute sich Hardt. Als Leseratte outete sich auch Bürgermeister Herbert Kirsch.

Damit das Schmökern rund um die Bücherbox zumindest in der warmen Jahreszeit komfortabler wird, so seine Botschaft, will die Gemeinde in Kürze jeweils eine Bank am gegenüberliegenden Maibaum und eine Bank unmittelbar neben der Bücherbox aufstellen. Ebenso wie Hardt betonte auch Kirsch, dass es sich bei dem neuen Angebot im Herzen von Dießen nicht um eine „Entsorgungsstelle für alte Bücher“, sondern um eine kleine Tauschbörse mit Niveau handeln soll, die zum Lesen anregt und wo gute Bücher, ob Reiseführer, englische Literatur, Romane, Gedichtbände oder Kinder- und Jugendbücher den Besitzer wechseln. „Wir freuen uns über gute Büchertipps“, so der Bürgermeister. Dass Bücherfreunde sorgsam mit der Bücherbox umgehen werden, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Einen Beitrag zur Qualität möchte auch Buchhändlerin Elisabeth Hardt leisten, die das Angebot in regelmäßigen Abständen durchsehen will.

Die Nachbarschaftshilfe Dießen besteht seit drei Jahren und versteht sich als „soziale Feuerwehr“. Der Verein kann mittlerweile auf mehr als 240 Begleitdienste, 135 kurzfristige Hilfen, 320 Besuchsdienste und  drei Auszeichnungen zurückblicken. Wichtigstes Ziel der engagierten Frauen und Männer ist es, Menschen einander näher zu bringen.